ZANG TUMMM TUMB ARTICLES “the first draft of history”

Giessen, MuK

Bericht: Onetwo

Onetwo, wer es noch immer nicht mit bekommen hat, das sind Claudia Brücken (Chanteuse par excellence und bekannt aus Propagandazeiten) sowie Paul Humphreys, einer der beiden Köpfe hinter OMD. Auf eine Tour durch die deutschen *ähem* Metropolen Rostock, Berlin, Krefeld und Giessen machten sich die beiden Akteure dieser Tage auf, unterstützt durch zwei Gastmusiker. Schnell wurde klar, dass das MuK in Giessen sich nur zäh füllte und so war man umso gespannter, wie die Stimmung am heutigen Abend wohl werden würde.

‚The Theory of Everything eröffnete das Konzert klassisch monumental. Nach zwei weiteren Titeln vom neuen Onetwo Album bewiesen Claudia und Paul, dass auch die allseits beliebten Songs aus den Vorgänger-Formationen einen festen Platz in der Setlist bekommen. Zunächst eine Version des OMD Hits ‚Messages, dann der Klassiker schlechthin, auf den das Publikum natürlich sehnsüchtig gewartet hat: ‚Dr Mabuse. Um die Stimmung braucht man sich eigentlich ab dem ersten Song keine Sorge mehr machen, denn die ca. 100 anwesenden Zuhörer zollen nach jedem Titel akustischen Tribut, den manch größere Meute auf anderen Konzerten so nicht hinbekommen hat. ‚Kein Anschluss, eine Reminiszenz an Kraftwerk, zu deren bekennenden Fans Paul sicherlich zählt, und ‚Element of Truth zeigen Claudia Brückens sängerische Vielseitigkeit genauso wie ein weiterer Song aus dem Propaganda Repertoire: ‘P:Machinery.

Zuvor jedoch wechselt Claudia ans Keyboard und Paul ans Mikophon, um den passenden Rahmen für den OMD-Song ‚Forever Live and Die zu schaffen. Mit Souvenir in der mellow-schwingenden Moby-Version und ‚If You Leave während der ersten Zugabe gibt Mr. Humphreys zwei weitere Songs gesanglich zum Besten. Ein Thema das man im Hause Onetwo keineswegs scheut, ist die Neuinterpretation bekannter Lieder. Pink Floyds ‚Have a Cigar wird dabei genauso gekonnt interpretiert wie ‚Club Country der Associates, das seine Premiere auf einem Tribute Konzert des bereits vor zehn Jahren verstorbenen Sängers Billy Mackenzie kürzlich in London hatte. Der Enspurt vor den Zugaben ließ dem geneigten Fan keine Zeit zum Luftholen. Zunächst schwebte man mit Onetwo auf ‚Cloud#9', dem Song, der bereits vor etlichen Jahren mit Martin Gore zusammen geschrieben wurde und erst nach etlichen verworfenen Versionen offiziell das Licht der Welt erblickte.

(cont.)
Danach durfte zu ‚Snobbery and Decay getanzt werden, einem Titel, der in der kurzen Periode von Claudia und Thomas Leer als Act komponiert wurde, bevor schließlich mit ‚Duel, das ein phänomenales Keyboard-Solo von Paul und den unwiderstehlichen und honigsüßen Gesang von Claudia beinhaltete, das reguläre Programm beendet wurde.

Eine erste Zugabe beinhaltete dann noch ‚If you leave und ‚A Vision in the Sky bevor man sich nach der zweiten Rückkehr auf die Bühne mit einer genialen Version von ‚Electricity endgültig verabschiedete. Wirkte das Material von Onetwo auf dem Album stellenweise noch zu poppig und geschliffen, so konnte es live mit zusätzlichen Sounds aus dem Synthesizer mehr überzeugen. In der Mischung mit den Klassikern, die authentisch und ohne ‚Ausverkaufs-Faktor dargeboten wurden, ein gelungener Abend, der Appetit auf die bevorstehenden OMD Konzerte und weitere Performances von Onetwo macht.

Ein Erfolg wurde dieses Konzert, das muss einfach mal gesagt werden, auch durch die frenetisch jubelnden Fans. Man merkte deutlich, dass eine Menge Leute darauf gewartet hatten, das nachholen zu können, was nach der Trennung von Propaganda nur noch selten möglich war: Claudia Brücken einmal live singen zu hören, gekonnt begleitet durch einen Wegbereiter der elektronischen Musik: Paul Humphreys. Nach dem Konzert dann bedankte man sich seitens Onetwo für die bewiesene Loyalität und Bewunderung, unterzeichnete unzählige Devotionalien, die so kleine Juwelen wie P:Machinery im seltenen Sofa-Cover, die ersten OMD-Maxis oder auch das rare Solo-Album vom Claudia Brücken beinhaltete. Im charmanten Plausch mit Paul und Claudia ging so ein Abend zu Ende, an den sich jeder einzelne der anwesenden Gäste, die europaweit angereist waren (Cheers Pauline, Dave and Frank) wohl noch lange erinnern wird.